Schalthandlungen unter Druck: Wenn veraltete Daten den Betrieb bremsen

Im Austausch mit Netzbetreibern hören wir immer wieder von ähnlichen Situationen: In einem Netzgebiet mit stark wachsender Zahl an Wärmepumpen, PV-Anlagen und Wallboxen soll ein Verteilerschrank gewartet werden. Damit die Versorgung nicht unterbrochen wird, muss ein Teilnetz temporär umgeschaltet werden. Doch schon die scheinbar einfache Frage „Wie können wir sicher und regelkonform schalten?“ führt zu erheblichem Abstimmungsaufwand: Der aktuelle Schaltzustand liegt nicht digital vor; alte, teils nur in Papierform vorliegende Pläne stimmen nicht mit der Realität überein; potenzielle Auswirkungen auf Lastflüsse werden nur abgeschätzt, und das alles unter Zeitdruck. 

An der Dauer des Zeitfensters lässt sich wenig ändern. Aber wie diese Zeit genutzt wird, schon: Digitale Netzmodelle, automatisierte Simulationen und integrierte Plausibilitätsprüfungen sorgen dafür, dass geplante Schalthandlungen schneller, sicherer und verlässlicher vorbereitet werden können.

Warum unklare Schaltzustände zum Risiko werden 

Die Dokumentation von Schaltzuständen ist oft mit viel Handarbeit verbunden. Das kostet Zeit und führt schnell zu unvollständigen oder veralteten Informationen. Für die Planung und Durchführung sicherer Schalthandlungen ist das ein echtes Problem. Insbesondere wenn die Netzbelastung weiter steigt und der Betrieb stetig komplexer wird, kann nicht beliebig umgeschaltet werden, ohne die Gefahr eines Engpasses zu provozieren.

Zusätzlich lässt sich die aktuelle Netzsituation durch neue Anlagen, wie beispielsweise Ladesäulen oder Batterien, weniger gut abschätzen. Zwar gibt es erfahrene Monteure, die das Netz gut kennen, doch diese verabschieden sich nach und nach in den Ruhestand. Wenn dann noch knappe Ressourcen oder Personalmangel dazukommen, wird es besonders anspruchsvoll. Kritisch wird es vor allem in diesen Punkten:  

  • Papierbasierte oder verstreute Dokumentation: Schaltpläne bzw. -zustände liegen oft nur analog oder in verschiedenen Systemen vor. 
  • Keine automatische Synchronisierung: Änderungen im Netz werden nicht durchgängig digital erfasst oder übertragen. 
  • Sinkende Modellgenauigkeit: Statische Netzmodelle verlieren an Aktualität und Aussagekraft. 
  • Kein regelkonformer Prozess nach § 14a EnWG: Um eine korrekte Netzzustandsschätzung vorzunehmen, muss der aktuelle Schaltzustand bekannt sein. 
  • Fehlende Simulationsmöglichkeiten: Geplante Schalthandlungen können vorab nur schwer bewertet oder optimiert werden. 

Da Schaltmaßnahmen aus den genannten Gründen immer häufiger werden, braucht es ein verlässliches, digitales Werkzeug, um diese sicher, regelkonform und effizient umzusetzen. 

Digitale Schaltplanung: sicher, genau und jederzeit aktuell 

Eine durchdachte Lösung spart nicht nur Zeit, sondern optimiert den gesamten Ablauf: So bringt die Intelligent Grid Platform (IGP) mehr Genauigkeit, Automatisierung und Effizienz in eure Schaltprozesse. Mit dem Schaltmanager können geplante Schalthandlungen simuliert und deren Auswirkungen auf die Netzbelastung analysiert werden. Das digitale Netzmodell wird dabei kontinuierlich aktualisiert und fehlerhafte Schalterstellungen werden behoben, sodass Netzplanung und -führung immer auf der tatsächlich vorliegenden Netztopologie basieren. So ergibt sich eine End-2-End-Prozessabwicklung, die auch zugehörige Workforce-Management-Systeme miteinbezieht. Was das in der Praxis bedeutet: 

Was-wäre-wenn-Analysen vor Schalthandlungen durchführen:  

  • Schnelle Bewertung der Auswirkungen von Schaltungen auf Basis von Lastflusssimulationen
  • Durchweg optimierte und sichere Schaltungen – ohne Grenzwertverletzungen 

Informationen für Monteure bereitstellen, z. B. Schalthistorie:  

  • Bessere Übersicht reduziert Fehler und erhöht die Arbeitssicherheit
  • Schalthistorie ist direkt an jedem Betriebsmittel einsehbar
  • Filterung nach aktiven Schalthandlungen möglich 

Simulation und Nachführen von Schalthandlungen:

  • Weniger Datenkonflikte zwischen den Abteilungen und in der Folge auch weniger Fehlentscheidungen
  • Automatische Erstellung des passenden Schaltplans zu den vorab simulierten Aktionen
  • Einfache Aktivierung der Schaltung in der IGP, wenn Schaltplan im Netz umgesetzt wird

Wiederversorgung über Nachbarnetze und Netzersatzanlagen prüfen:

  • Freischalten von einzelnen Assets oder Netzgebieten simulieren
  • Direkte Anzeige von unversorgten Gebieten
  • Berechnung der notwendigen Kapazität von Netzersatzanlagen

Die Vorteile für Netzbetreiber:

  1. Kenntnis aller Schaltzustände 
  2. Überblick der Schalthistorie 
  3. Netzberechnung vor Ort zur effektiven Wiederversorgung 
  4. Erhebliche Zeitersparnis durch Automatisierung 
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Fazit: Digitale Unterstützung für die tägliche Schaltpraxis

Schalthandlungen gehören zum Alltag im Netzbetrieb und sind oft komplexer, als sie auf den ersten Blick scheinen. Mit der Intelligent Grid Platform und dem integrierten Schaltmanager stehen euch Werkzeuge zur Verfügung, die diesen Prozess gezielt entlasten: durch verlässliche Netzdaten, automatisierte Abläufe und die Möglichkeit, geplante Maßnahmen vorab zu simulieren. So wird nicht nur der Aufwand reduziert, sondern auch die fachliche Grundlage für sichere und nachvollziehbare Schaltungen verbessert.

Direkt Kontakt aufnehmen

Wenn auch euer Unternehmen seine Schalthandlungen effizienter gestalten möchte, kontaktiert uns gerne – wir stellen euch unsere Lösung gerne in einer unverbindlichen Demo vor.

Euer Kontakt

Dr. Tobias Falke
VP Global Sales & Marketing

Tobias Falke envelio