Das Fotojahr Strom 2026 kommt – bitte lächeln!
2026 ist kein Jahr wie jedes andere – zumindest nicht für die Netzbetreiber. Man könnte sagen: Das Jahr wird ein „Schnappschuss“ der wirtschaftlichen Situation jedes Netzbetreibers.
Warum 2026 für Netzbetreiber ein Schlüsseljahr ist
Das Fotojahr ist ein wichtiges Element der Anreizregulierung. Es liefert die Kostenbasis, aus der sich die zukünftigen Erlösobergrenzen (EOG) ableiten. Die Bundesnetzagentur (BNetzA) prüft hierfür die im Fotojahr gemeldeten Kosten und Effizienzparameter und überträgt diese – unter Berücksichtigung von Faktoren wie Inflation, Effizienzvorgaben oder geplanten Investitionen – in die neue Regulierungsperiode. Die gesetzlichen Regelungen finden sich hauptsächlich in der Anreizregulierungsverordnung (ARegV) und dem Energiewirtschaftsgesetz (EnWG).
Aktuell befinden wir uns in der vierten Regulierungsperiode (2024–2028). Das Fotojahr 2026 liegt genau in deren Mitte und dient somit als Momentaufnahme. Auf Basis der hier gemeldeten Daten legt die Bundesnetzagentur die finanziellen Rahmenbedingungen für die fünfte Regulierungsperiode ab 2029 fest.
Jeder Euro, der 2026 nicht korrekt nachgewiesen oder anerkannt wird, kann in den Folgejahren fehlen – mit spürbaren Folgen für Budgets, Investitionspläne und Modernisierungsprojekte.
Ist das Fotojahr noch zeitgemäß?
Das Fotojahr gilt zwar als etabliertes Instrument der Anreizregulierung, doch zunehmend wird diskutiert, ob dieses Verfahren den heutigen Anforderungen noch gerecht wird. In einer Branche, die sich technisch und wirtschaftlich rasant weiterentwickelt, stößt ein starrer Betrachtungszeitpunkt an seine Grenzen.
Viele Netzbetreiber verfügen heute über ausgereifte Systeme und Kennzahlen, mit denen sie ihre Kostenstrukturen präzise abbilden können. Damit stellt sich die Frage, ob eine einmalige Momentaufnahme noch der effizienteste Weg ist, um reale Netz- und Kostendynamiken widerzuspiegeln.
Die regulatorischen Anforderungen sind für alle gleich – doch die verfügbaren personellen und organisatorischen Ressourcen unterscheiden sich deutlich.
Deshalb steht immer häufiger die Frage im Raum, ob die Prozesse für kleinere Netzbetreiber vereinfacht werden sollten. Diskutiert werden etwa standardisierte Vorlagen, digitale Erfassungstools oder abgestufte Berichtspflichten, um den Aufwand zu reduzieren und gleichzeitig die Vergleichbarkeit zu wahren.
Solche Reformen könnten dazu beitragen, die Regulierung effizienter zu gestalten – ohne die inhaltliche Tiefe und Transparenz zu gefährden.
Vorbereitungen auf das Fotojahr: Was Netzbetreiber jetzt tun sollten
Das Fotojahr ist keine einmalige Abfrage – es ist der Prüfstein dafür, wie professionell Netzbetreiber ihre Prozesse, Daten und Systeme beherrschen. Wer erst 2026 beginnt, seine Strukturen zu ordnen, kommt zu spät. Die Vorbereitung auf das Basisjahr beginnt jetzt.
- Datenqualität als Fundament: Alle regulatorischen Berechnungen basieren auf validen, vollständigen und konsistenten Daten. Netzbetreiber sollten daher ihre Datensilos zusammenführen und zentrale Datenmodelle aufbauen, um einen ganzheitlichen Überblick über Betriebsmittel, Kosten und Investitionen zu schaffen.
- Transparente Nachweise und Prozesse: Jede Investition, jede Betriebsausgabe, jeder Projektaufwand muss nachvollziehbar dokumentiert werden. Digitale Workflows und automatisierte Prüfmechanismen helfen, Nachweise effizient zu erstellen und revisionssicher zu speichern.
- Frühzeitige Simulation und Szenarienbildung: Wer seine Kostenstruktur und Effizienzpotenziale bereits heute simuliert, kann gezielt Anpassungen vornehmen, bevor die Bundesnetzagentur den Blick auf die Bücher richtet. Durch datenbasierte Szenarien – etwa mithilfe von Netzstudien oder digitalen Zwillingen – können Netzbetreiber abschätzen, wie sich Maßnahmen auf ihre künftige Regulierungsposition auswirken.
Das Fotojahr kann so zu einem strategischen Wendepunkt werden – weg von reaktiver Regulierung hin zu proaktiver Steuerung. Wer seine Hausaufgaben macht, wird 2026 nicht nur gut vorbereitet sein, sondern die nächste Regulierungsperiode mit einem klaren Wettbewerbsvorteil beginnen.

FAQ zum Fotojahr 2026
1. Was ist ein Fotojahr bzw. Basisjahr?
Das Fotojahr – auch Basisjahr genannt – ist das Jahr, in dem die Bundesnetzagentur (BNetzA) eine detaillierte Momentaufnahme („Foto“) der wirtschaftlichen Situation der Netzbetreiber erstellt. Die in diesem Jahr gemeldeten Kosten, Investitionen und Effizienzkennzahlen bilden die Grundlage für die nächste Regulierungsperiode. Für Verteilnetzbetreiber ist das Fotojahr 2026 daher entscheidend, da auf Basis dieser Daten die Erlösobergrenzen ab 2029 festgelegt werden.
2. Was sind Erlösobergrenzen (EOG)?
Die Erlösobergrenze legt fest, wie viel ein Netzbetreiber pro Jahr über die Netzentgelte einnehmen darf, um einen wirtschaftlichen und sicheren Netzbetrieb zu gewährleisten. Sie ergibt sich aus den im Fotojahr anerkannten Kosten und wird um Faktoren wie Inflation, Effizienzvorgaben und Investitionsanreize angepasst. Damit bildet die EOG das finanzielle Steuerungsinstrument der Regulierung – sie bestimmt die Einnahmespielräume der Netzbetreiber für die gesamte Regulierungsperiode.
3. Welche Daten müssen Netzbetreiber im Fotojahr besonders sorgfältig erfassen und dokumentieren?
Im Fokus stehen alle betriebswirtschaftlich und technisch relevanten Daten, die die tatsächlichen Aufwendungen und die Leistungsfähigkeit des Netzes belegen. Dazu gehören:
- Betriebskosten und Instandhaltungsmaßnahmen
- Investitions- und Modernisierungsprojekte
- Personalkosten, Material- und Energiekosten
- Effizienzkennzahlen, Netzauslastung, Verluste
- Nachweise zur Datenqualität und Plausibilitätsprüfungen
4. Was bedeutet Regulierungsmanagement?
Regulierungsmanagement bezeichnet den strategischen und operativen Umgang mit regulatorischen Anforderungen in der Energiewirtschaft. Es umfasst alle Prozesse, mit denen Netzbetreiber sicherstellen, dass sie gesetzliche Vorgaben der BNetzA erfüllen und ihre wirtschaftlichen Interessen wahren. Dazu gehören unter anderem:
- Ermittlung und Meldung der Kostenbasis im Fotojahr
- Pflege und Qualitätssicherung der regulatorisch relevanten Daten
- Dokumentation und Kommunikation gegenüber der Aufsichtsbehörde
- Analyse regulatorischer Änderungen und deren Auswirkungen auf Investitionen
Ein effektives Regulierungsmanagement verbindet technische Datenkompetenz mit betriebswirtschaftlicher Steuerung – und wird zunehmend durch digitale Tools unterstützt, die Transparenz, Nachweisführung und Prozessautomatisierung ermöglichen.
