
Glossar für Verteilnetzbetreiber
Geoinformationssysteme (GIS): Der Schlüssel zur Digitalisierung der Stromnetze
Geoinformationssysteme (GIS): Der Schlüssel zur Digitalisierung der Stromnetze
In Zeiten der Energiewende, zunehmender Dezentralisierung und wachsender Datenmengen wird der gezielte Einsatz von GIS zur Voraussetzung für strategisches Netzmanagement.
Was ist ein GIS?
Ein Geoinformationssystem dient der digitalen Dokumentation und Darstellung von geografisch verorteten Daten. Es ermöglicht, technische Anlagen, Betriebsmittel und Leitungsstrukturen eines Stromnetzes präzise auf einer digitalen Karte abzubilden. Neben der Position werden auch zahlreiche Sachdaten mitgeführt – etwa Leitungslängen, Querschnitte, Spannungsebenen oder Betriebszustände.
Warum GIS für Verteilnetzbetreiber essenziell ist
Die Herausforderungen für Verteilnetzbetreiber wachsen kontinuierlich. Durch den Ausbau erneuerbarer Energien, den Hochlauf von Wärmepumpen und Elektromobilität sowie neue gesetzliche Anforderungen (wie Redispatch 2.0 oder §14a EnWG) steigt die Komplexität in Planung, Betrieb und Instandhaltung der Netze. GIS-Systeme bieten hier zentrale Unterstützung in mehreren Bereichen:
- Transparenz über das eigene Netzgebiet
Ein GIS liefert einen vollständigen, visuell nachvollziehbaren Überblick über alle Netzkomponenten – vom Mittelspannungskabel bis zur Ortsnetzstation. So lassen sich Anlagen schnell lokalisieren, ihr Zustand einschätzen und Maßnahmen gezielt planen.
- Basis für Netzplanung und Simulation
GIS-Daten sind die Grundlage für digitale Netzmodelle, da GIS das führende System für viele wichtige Daten ist, die in der Netzsimulation gebraucht werden. Die Daten ermöglichen es, Lastflusssimulationen, Szenarienanalysen und Zielnetzplanungen präzise durchzuführen. Auch die Integration in weiterführende Prozesse wie Netzstudien, Engpassmanagement oder Anschlussprüfung erfolgt auf Basis konsistenter GIS-Daten.
- Koordination mit externen Akteuren
Kommunale Wärmeplanung, Breitbandausbau oder Baumaßnahmen im öffentlichen Raum – Netzbetreiber stehen in engem Austausch mit vielen Stakeholdern. GIS-Daten vereinfachen diese Zusammenarbeit erheblich, da Informationen zu Trassenverläufen, Schutzbereichen und Netzknoten standardisiert bereitgestellt werden können.
- Asset Management und Instandhaltung
Die regelmäßige Wartung und Erneuerung von Betriebsmitteln wird durch GIS deutlich effizienter. Informationen zu Alter, Zustand, Störhistorie und Lage fließen in eine vorausschauende Instandhaltungsstrategie ein. Auf diese Weise können Maßnahmen priorisiert, Kosten gesenkt und die Versorgungssicherheit erhöht werden.
Integration von GIS in digitale Plattformlösungen
Moderne Plattformlösungen wie die Intelligent Grid Platform (IGP) von envelio integrieren GIS-Daten nahtlos in alle Netzprozesse. Die GIS-Daten werden über Schnittstellen mit anderen Informationen (z.B. ERP, EDM, Messdaten) angereichert und in einem durchgängigen, rechenfähigen Netzmodell abgebildet. So entstehen digitale Zwillinge der Stromnetze, mit denen sich technische und strategische Entscheidungen fundiert treffen lassen.
Anbieter von GIS sind beispielsweise:
- Smallworld von GE Vernova mit verschiedenen Fachschalen, z.B. von Mettenmeier
- GISMobil von SPIE Infograph
- G!nius von Intergraph
- Caigos
- ArcGIS von Esri
Zukunftsaussichten für das GIS: Von der Datenquelle hin zum Digital Twin
Während klassische GIS-Systeme bisher vor allem als Visualisierungs- und Dokumentationstools genutzt wurden, entwickeln sie sich nun – dank Plattformen wie der envelio IGP - zur Grundlage für die Digitalisierung von Prozessen in der Netzplanung und im Netzbetrieb. Die Kombination von GIS-Daten mit Echtzeitinformationen (z. B. aus Smart Metern oder Sensorik) eröffnet neue Möglichkeiten für:
- automatisiertes Störungsmanagement
- netzdienliche Steuerung dezentraler Anlagen
- präventive Netzplanung
- dynamische Lastflusssimulationen
Diese Weiterentwicklung macht GIS zu einem Enabler der Digitalisierung und Automatisierung in Verteilnetzen.
GIS als strategisches Werkzeug für Netzbetreiber
GIS ist weit mehr als ein digitales Kartenwerk – es ist ein strategisches Werkzeug für die digitale Netztransformation. Für Verteilnetzbetreiber bildet es das Fundament für Transparenz, Effizienz und Zukunftsfähigkeit.
In Verbindung mit innovativen Plattformlösungen wie der IGP wird aus dem GIS ein intelligenter Datenhub, der alle Prozesse entlang des Netzbetriebs unterstützt und beschleunigt. Wer diese Potenziale heute nutzt, wird morgen resilient, wirtschaftlich und souverän durch die Herausforderungen der Energiewende steuern.
Wir erklären Ihnen die wichtigsten Fachbegriffe der Energiebranche.
Die Energiebranche ist generell erklärungsbedürftig. Von ADMS bis Zielnetzplanung - schon bald finden Sie hier alles auf einen Blick.
ADMS (Advanced Distribution Management System)
Ein Advanced Distribution Management System (ADMS) ist eine Softwareplattform, die verschiedene Netzmanagementsysteme wie DMS (Distribution Management System), SCADA (Supervisory Control and Data Acquisition) und OMS (Outage Management System) kombiniert.
Digitaler Zwilling
Ein digitaler Zwilling ist eine virtuelle Nachbildung eines physischen Systems, das Echtzeitdaten und Simulationen nutzt, um Betriebsabläufe zu überwachen, zu analysieren oder zu optimieren. In der Energiebranche wird der digitale Zwilling unter anderem für die Modellierung von Stromnetzen und deren Betriebszuständen verwendet.
DMS (Distribution Management System)
Ein Distribution Management System (DMS) ist eine spezialisierte Softwarelösung zur Überwachung, Steuerung und Optimierung von Verteilnetzen in Echtzeit. Es wird von Verteilnetzbetreibern (DSOs) eingesetzt, um die Netzstabilität zu gewährleisten, Betriebsprozesse zu automatisieren.
LV SCADA - Niederspannungsnetze-Leitsystem
LV (Low Voltage) SCADA ist eine spezialisierte Version eines SCADA-Systems, die für die Überwachung und Steuerung von Niederspannungsnetzen (LV-Netzen) eingesetzt wird. Es ermöglicht Verteilnetzbetreibern eine präzisere Kontrolle und Analyse der Niederspannungsebene.
OMS (Outage Management System)
Ein Outage Management System (OMS) ist eine Softwarelösung, die Netzbetreiber bei der Erkennung, Analyse und Behebung von Stromausfällen unterstützt. Es verbessert die Effizienz der Störungsbearbeitung und trägt zur schnellen Wiederherstellung der Stromversorgung bei.
Redispatch 2.0: Neue Anforderungen und neue Chancen für Verteilnetzbetreiber
Redispatch 2.0 steht für die neuen Regelungen zum Umgang mit Engpässen im Stromnetz.
SCADA (Supervisory Control and Data Acquisition)
Ein SCADA-System (Supervisory Control and Data Acquisition) ist eine Software- und Hardware-Lösung zur zentralen Überwachung und Steuerung technischer Prozesse in Energie-, Wasser-, Verkehrs- und Industriesystemen. Es ermöglicht die Erfassung, Verarbeitung und Visualisierung von Betriebsdaten in Echtzeit.
Thought Leadership

Co-Founder und CEO
Dr. Simon Koopmann
Sei es die erfolgreiche Integration von Wärmepumpen, die Automatisierung von Netzanschlussverfahren oder die Digitalisierung der Netzinfrastruktur. In Interviews mit Journalisten verschiedener Fach- und Wirtschaftsmedien, Branchen-Podcasts und Gastbeiträgen erläutert Dr. Koopmann, weshalb die Digitalisierung unserer Verteilnetze elementar für das Gelingen der Energiewende ist und wie diese erfolgreich realisiert werden kann.

Co-Founder und Vice President Product
Dr. Philipp Erlinghagen
Philipp ist leidenschaftlicher Produktleiter, Technologiemanager und Mitgründer von envelio. Seine Expertise liegt in den Bereichen Energieverteilung und Smart Grids sowie Produkt- und IT-Management. Er hat einen Doktortitel (Dr.-Ing.) in Elektrotechnik von der RWTH Aachen.
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